Ich fühle mich schuldig ...

Ich fühle mich schuldig, weil ich meine Eltern seit ich mich erinnern kann, versucht habe zufrieden zu stellen aber ich sie und das wofür sie stehen ablehne.
Als Einzelkind ohne Cousins und Cousinen lastete die ganze Hoffnung, die Erwartungen, Wünsche, Ziele und Vorstellungen der Familie auf meinen Schultern. Dem habe ich als unschuldiges Kleinkind und angepasste Jugendliche versucht, so gut es geht nach zukommen. Die erste Schuldlawine als ich entschied, Meine Großmutter (sie lebte entfernt) nicht mehr zu besuchen. Mittlerweile ist sie verstorben und ich fühle mich schuldig. Nicht schuldig, weil ich zu Lebzeiten nicht mehr Zeit mit ihr verbrachte. Schuldig, weil ich es hasste und mehrfach äußerte, keine „Geschenke“(hier wurde selbstverständlich ein Anruf mit Danksagungen erwartet) zu wollen und meine Meinung hierzu mehrfach explizit verbal äußerte, ohne dass mein Wunsch von ihr auch nur ansatzweise respektiert wurde. Ich rief jedes Mal widerwillig an und presste ein Danke heraus. Nun gibt es keine Geschenke und auch keine Erwartungen mehr. Die zweite Schuldlawine als ich meine Menstruation bekam, die dritte als ich mich für Jungs zu interessieren begann und die Noten schlechter wurden… -Warum wirst du erwachsen und triffst Entscheidungen die nicht im Sinne der Sippe stehen -Was soll das?- Noch ehe es mir bewusst wurde, war ich still zum schwarzen Schaf ernannt worden. Heute – viele Jahre später – triggert es mich, wenn meine Mutter (schon immer depressiv) oder mein Vater (ohne Tiefgang) sich Nähe zu mir wünschen. Ich fühle mich schuldig, diesen Wunsch umgekehrt selbst nie gehabt zu haben. Ich denke manchmal sie haben zu nichts und niemandem eine tiefe Verbindung, außer zueinander. Weitere Schuldlawine, weil ich mir wünschte sie würden sich endlich trennen um sich individuell und getrennt voneinander weiterzuentwickeln. Ich gebe – in der Hoffnung, dadurch langfristig Freiheit von den genannten Dingen zu erlangen – diese Schuldlasten hiermit ab. CP